>>121205
Я говорил про городских купцов, а не города.
По поводу недоедания - цитата из пикрила (переведи гугл переводчиком, если интересно):
Vorsorglich sei der Gefahr einer weiteren Enttäuschung vorgebeugt, der möglichen Erwartung von Schilderungen sinnenfroher Genüsse oder Tafelfreuden, wie sie in den Bildern des „Bauern-Breughel“ bewahrt sind. Was ich darstellen muß, ist eine Welt der selbst in normalen Zeiten knappen Nahrungsmittel.12 Der kritische Leser wird fragen, ob ich die vielen Zeugnisse nicht zur Kenntnis genommen habe, die, immer wieder zitiert, Vorstellungen von einem mittelalterlichen Wohlleben zu bestätigen scheinen. (Es gibt eine Wohlstandsfixierung der deutschen Kulturgeschichtsschreibung.) Diese Zeugnisse beziehen sich auf Feste, bei denen sich der Gastgeber nicht lumpen läßt. „In Meißen, Schwaben und Francken ists breuchlich, dz man sagt zu den gesten, Ir müst also fürliebnehmen, habt yhr nicht vil zuessen gehabt, so trincket dester mehr … In Sachsen aber spricht man, Etet in all satt, lieben freundes. Item, Fritt dat ut, Etet in all deger voll.“13 Wenn bis heute in Konstanz der „schmutzige Donnerstag“ vor Aschermittwoch das Hauptfest des Faschings bildet, so erinnert das an mittelalterliche Festfreude: Endlich wird Schmalz an die Speisen getan. Denn „schmutzig“ heißt schmalzig. Sprichwörter bewahren, daß das Fest einst limitierte Überwindung des sorgenvollen Alltags war. Am eindrücklichsten: „An Fastnacht verhungert niemand.“14
Das Sattessen gehört zum Fest, zu einem Ereignis, das aus dem Alltag herausgehoben ist, das mit seinem Fressen und Saufen (wir bedienen uns der Stichworte mittelalterlicher Sittenkritik) nur insofern auf den Alltag zurückweist, als sie dessen Kompensation, als sie der gemeinschaftsstiftende Inhalt des Zusammenkommens sind. Die Quellen überliefern das Außergewöhnliche, nicht das Normale. Feste sind erwähnenswert, nicht aber die gewöhnlichen Mahlzeiten.15 Von den Zeiten der Ernte, der Weinlese und den winterlichen Schlachtwochen vielleicht abgesehen,16 war zumeist „Schmalhans Küchenmeister“.17
Gewiß: Es gibt gute Weinjahre,18 es gibt gute Ernten – das sind bezeichnenderweise den Chronisten berichtenswert erscheinende Ereignisse. Aber die Regel gilt: Die mittelalterliche Landwirtschaft konnte keinen Überfluß produzieren. Es landete kein Essen im Abfall.19 Die Rattenplage in den Städten20 wird durch die Viehhaltung, nicht durch weggeworfene Essensreste hervorgerufen. Übriggebliebenes Essen wird mit Essig zum sogenannten Sammelsur, Sammelsurium zusammengekocht.
Übergewicht war ein Problem der Oberschicht. „Reich ist der Mann, der sich satt essen kann.“21 Dieses Sprichwort charakterisiert die wenigen Reichen und indirekt die vielen Armen. Wie kurz die Nahrungsdecke im Frühmittelalter auch in normalen Zeiten war, ergibt sich schon daraus, daß niemand Vorräte anlegen konnte, die über längere Zeit hinausreichten. Das ist über die häufigen Hungersnöte zu erschließen. Der Beweis läßt sich weniger kompliziert führen. Skelettfunde aus dieser Zeit offenbaren erhebliche Ernährungsmängel.22 Und das gleiche zeigen Untersuchungen spätmittelalterlicher Gräber. Häufig ist hier die Rachitis nachweisbar, eine Krankheit, die auf Vitamin-D-Mangel und damit auf unzureichende Ernährung weist.23